Zur Karte No. I

Der Gaukler – Hieronymus Bosch. 1502  (wikimedia)

Der Gaukler – und die Kunst,
genauer hinzuschauen

Alle nach dem okkultistischen Muster von E. Waite und A. Crowley gestalteteten Tarotdecks bezeichnen die Figur auf der Karte I als Magier. Crowley selbst sah sich als vollendeten Meister der okkulten Magie.

Im ursprünglichen Spiel hieß die erste Karte Le Bateleur. Das war der Schausteller, Artist und Taschenspieler, der auf den Jahrmärkten der Renaissance auftrat: ein Gaukler.

Hier zur Einstimmung ein Beispiel, wie der Renaissance-Künstler Hieronymus Bosch in seinem Gemälde Der Gaukler eine raffinierte Bildsprache für hintergründige Erkenntnis-Ebenen zu entwickeln verstand.

Zur Entstehungszeit der ersten Tarotspiele um 1500 verstanden es bekannte Künstler wie Bosch, Leonardo und Botticelli, versteckte Informationen in ihre Bilder einzuschmuggeln. Der Reiz für das gebildete Publikum bestand darin, diese aufzuspüren und die darin verpackte, oft gesellschaftskritische Botschaft des Malers herauszulesen. Wie Sie bald merken werden, standen die ersten Tarot-Meister den Malern in nichts nach.

XSL93883 ..Credit: The Conjuror (oil on panel) (pre-restoration) by Bosch, Hieronymus (c.1450-1516)..©Musee d'Art et d'Histoire, Saint-Germain-en-Laye, France/ Giraudon/ The Bridgeman Art Library..Nationality / copyright status: Netherlandish / out of copyright

TEXT-QUELLE: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Gaukler_(Bosch), (Hervorhebungen und Kürzungen von mir):

Das Gemälde des niederländischen Malers Hieronymus Bosch oder seiner Werkstatt,[2] entstand um 1502.[3]
Es zeigt eine Situation, wie sie für die Zeit Boschs alltäglich war: Zauberer, Falschspieler, Possenreißer oder Quacksalber versuchten mit Tricks und Betrügereien, gutgläubigen Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Details

In der Bildmitte befindet sich ein Tisch, auf dem der Gaukler die Requisiten seines Becherspiels arrangiert hat, das von zeitgenössischen Taschenspielern dazu benutzt wurde, eine Perle zu verdecken und dann verschwinden zu lassen.

Der rechts vom Tisch stehende Gaukler hält seinen Blick starr auf eine Person der links stehenden Menschentraube gerichtet. Er steht wie ein Priester an einem Altar und demonstriert ein Bällchen ähnlich wie ein Geistlicher die Hostie.

Gaukler mit Perle gemalt von Hieronymus-bosch, 1502

Er hat die über den Tisch gebeugte Person in seinen Bann gezogen. Diese hat bereits eine Kröte ausgewürgt und ist im Begriff, eine zweite auszuspucken.

 

Hinter der „hypnotisierten“ Person hat sich ein anderer an deren Geldbörse herangemacht. Es ist ein Taschendieb, ein sogenannter „Beutelschneider“ (die Menschen des Mittelalters führten ihr Geld in Beuteln mit, das ein Dieb sich dadurch aneignete, dass er ihnen heimlich den Beutel abschnitt). Der Beutelschneider trägt zwar eine weltliche Kopfbedeckung (eine für die Zeit typische Mütze), seine Bekleidung ist aber die – unvollständige – Tracht eines Laienbruders aus dem Orden der Dominikaner. Auch der Zwicker auf seiner Nase ist ein Hinweis in diese Richtung: Der Mann ist des Lesens mächtig: für das Studium der Heiligen Schrift hat er eine Sehhilfe, ein für das einfache Volk unerschwingliches Luxusprodukt. Mit scheinheiligem Blick hebt er seine Augen zum Himmel, während er sich an dem Geldbeutel vergreift.

Die negativ dargestellte Person des Beutelgreifers in Gestalt eines Dominikaners korrespondiert mit Boschs durchgehend negativer Darstellung von Wappenträgern des Hauses Habsburg, in dessen Lager die Dominikaner damals standen.

Wer diese um 1502 gemalten diskret-witzigen Seitenhiebe Bosch’s verstand, fand sich unmittelbar in die skandalöse Situation versetzt, in der eine religiös verblendete Bevölkerung schamlos vom Klerus beraubt wurde.

Tatsächlich dauerte es nicht lange bis zu Luthers aufrüttelnden Thesen gegen den Ablaßhandel (1517) und den nachfolgenden heftigen sozialen Aufstände (Bauernkriege).

Das 53 mal 65 cm große Bild befindet sich im Musée municipal von Saint-Germain-en-Laye (Frankreich). 

Die geheimnisvolle Perle des Gauklers
Hieronymus Bosch, 1502
und auf der Tarotkarte I von Jodorowsky/Camoin

Eine Spielregel gibt Auskunft

Der Gaukler im Tarotspiel lebt gefährlich. Er ist der schwächste Trumpf, zwanzig andere können ihn stechen.
Doch wenn es ihm gelingt, alleine den letzten Stich zu machen, erhält er fünf wertvolle Sonder-Punkte.

Diese alte Spielregel wurde nie verändert und hat der Rolle des Gauklers stets einen gewissen abenteuerlichen Anstrich gegeben.

Das TAROT WORLD PROJECT LÄDT ALLE FREUNDE DES TAROTSPIELS EIN ZUM GEMEINSAMEN ERFORSCHEN UND ENTDECKEN.

Mehr zur Historischen Entwicklung & Funktion des Gauklers und des Narren in 3 kurzen Videos:

Ich werde werde fortlaufend Material für neue Entdeckungen auf dieser Seite bereitstellen
Bleiben Sie am Ball. Dies ist erst der Anfang.

 
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